Havarii., nordisch by Nature und Sound treffen auf kalte, klirrende Naechte vom Fuße der großen Berge im Süden. Fels und Brandung, zwei Quasi-Elemente, die die feinen Nuancen muskalischer Härte und menschlicher Emotion unübersehbar darlegen. Auf „Tremor“ finden sich vier feinfühlige und doch ausbrechende Songs zu Themen wie Zerrissenheit, drohender Perspektivlosigkeit oder dem Versuch, den Glauben an das Gute nicht zu verlieren. So wie die Musik selbst, lebt der Post-Hardcore von den Kontrasten. Harte Worte, weiche Töne, krachende Gitarren, sanftes Säuseln, prügelndes Schlagzeug untermalt den Hilferuf.
Als „Tremor“ wird das unwillkürliche, aber rhythmisch wiederholende Zusammenziehen konträr wirkender Muskelgruppen bezeichnet. Ohne dieses Bild genau verorten zu können, erscheint es doch irgendwie treffend. Die Schwere, die dieser EP in ihrer Kürze inne liegt, gleicht einem kurzen Zusammenziehen der Magengegend, dem bekannten Brechreiz ob des Ekels, der vor der Haustür wartet und der doch vorübergeht. Durchhaltevermögen ist vonnöten.
Havarii. gehört die erste Hälfte von „Tremor“. „Vermessen“ ist der eine Song, der sich nicht primär an das innere Selbst richtet. Die Band findet klare Worte gegen das Beschneiden der Individualität, gegen die Einzigartigkeit eines jeden Menschen auf diesem Planeten, gegen Regalfachdenken in Reinform. „Zwischen Welten“ schließt sich an und bringt einen weiteren Stein ins Rollen. Die eigene Handhabung von Idealen und Wunschvorstellungen nämlich – und der Erkenntnis, dass diese nicht der Realität entsprechen, in welcher man trotzdem bestehen muss.